Die Postgeschichte von Oberhausen an der Donau

Roland Holzmayr

Die Geschichte aller unserer Ortsteile reicht bis weit in das Mittelalter zurück. Lesen konnten in dieser Zeit nur Gebildete, und Schreiben war eine Kunst. Pergament, und später Papier, konnten sich nur Begüterte leisten. Das Verschicken von Briefen durch Boten war teuer und riskant. Die Landbevölkerung war überwiegend Leibeigen und an einem schriftlichen Informationsaustausch nicht beteiligt.

Erst als der Handel überregional zu werden begann, wurden fahrende Händler auch zu günstigen Nachrichtenübermittlern. Besonders die „Metzgerpost“ wurde häufig in Anspruch genommen. Zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert bauten die Herrschenden, die Klöster und die Kirchen die Botenwege aus, meist zu politischen oder militärischen Zwecken. Als Boten wurden z.B. Angestellte des kurfürstlichen Hofes, Kanzleidiener der Ämter und Gerichte oder Beauftragte des Adels und der Großkaufleute eingesetzt.

Anfang des 16. Jahrhunderts begann die Familie Thurn und Taxis im Deutschen Reich systematisch Botenverbindung für den Kaiser aufzubauen. Durch Bayern führten zunächst nur Transitwege. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg konnte das Netz so verdichtet werden, dass auch abseits der großen Postrouten gelegen Orte in dieses Netz einbezogen werden konnten. In Neuburg wurde schon 1669 eine Kaiserliche Reichspostanstalt und Posthalterei eingerichtet.1 Damit rückten unsere Ortsteile deutlich näher an das postalische Geschehen heran. Trotzdem musste die Post zur Aufgabe nach Neuburg gebracht oder angekommene dort abgeholt werden. Häufig wurde durch Gemeindediener, die die dienstlichen Schreiben zu besorgen hatten, auch private Post gegen Botenlohn mitgenommen.

Nach der Erhebung zum Königreich im Jahre 1806 übernahm Bayern 1808 die Post in eigene Verwaltung. Thurn und Taxis wurde entschädigt und in Neuburg die Postverwaltung in eine Königlich Bayrische umgewandelt.1 Für die Landbevölkerung änderte sich an den Umständen nichts. Auch die Gebühren blieben ziemlich unverändert und teuer. So kostete ein Brief bis 1 Loth (ca. 15 Gramm) nach München 6 Kreuzer. Dafür bekam man auch zwei Maß Bier. Nach Einführung der Schulpflicht in Bayern 1803, dem Ausbau der Verkehrswege und der beginnenden Industrialisierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg auch der Bedarf in der Landbevölkerung nach postalischer Versorgung. So war es nur konsequent, dass Bayern am 1. Oktober 1860 die Landpostboten einführte.2

Von der Postverwaltung in Neuburg wurden nun täglich außer Sonntag Landpostboten zu Fuß eingesetzt.

Abb. 1: Landpostbote, Gemälde von Paul Hey

Der Zustellbereich war mit ca. 260 Quadratkilometer riesig und wurde durch folgende Orte begrenzt, alle inklusive:

Unterhausen, Ehekirchen, Klingsmoos, Königsmoos, Grasheim, Karlshuld, Lichtenau, Weichering, Bergheim, Attenfeld, Bergen.

Wieviel Landpostboten nötig waren, um dieses Gebiet zu begehen, konnte nicht ermittelt werden.

Die Landpostboten stellten zu und nahmen gleichzeitig Post mit. Sie leerten auch Briefkästen. In Sinning wurde im März 1861 ein Briefkasten durch den Schreinermeister Schauer hergestellt und von der Gemeinde bezahlt und aufgestellt.4 Auch die Gemeinden Unterhausen5 und Oberhausen6 beschafften im Rechnungsjahr 1860/61 je einen Briefkasten. Die Postboten wurden von der Postverwaltung bezahlt, lediglich für Pakete und Zeitungen durften sie Zustellgebühren auf eigene Rechnung verlangen.

Abb. 1a: Brief vom Lehrer Rauch aus Sinning 1871 nach Neuburg. Innerhalb des Landzustellbereiches zahlte man nur das Ortsporto, hier 1 Kreuzer16

 

Das Jahr 1874 brachte für Unterhausen und Oberhausen einschneidende Verbesserungen. Mit der Eröffnung der Donautalbahn am 15. August7 wurde unserer Landbevölkerung ein modernes Transportmittel direkt zugänglich gemacht. Im neu gebauten Bahnhofsgebäude wurde eine „K.B. Post- u. Bahnexpedition“ eingerichtet. Der gelernte Bahnexpeditor Max Frieß, am 15. August aus Lochhausen herversetzt, wurde am 16.August 1874 in seine zusätzlichen Aufgaben als Postexpeditor eingewiesen und damit verantwortlich eingesetzt.8

Abb. 2: Dienststempel

Abb. 3: Erster Poststempel 1874-1884

Die Post wurde aus Neuburg jetzt mit der Bahn angeliefert und durch einen Postboten in Unterhausen ausgetragen. Oberhausen, Kreut, Höfelhof und Beutmühle kamen am 10.September 1874 dazu.9 Nur Sinning wurde weiter von Neuburg aus durch einen Landpostboten versorgt. Die Post war für die Einwohner jetzt gut erreichbar, eilige Briefe konnten sogar direkt in die Briefkästen der Bahnpostwagen der täglich drei Züge geworfen werden. Ein Brief bis 15 Gramm nach München kostete nur noch 3 Kreuzer, ab 1876 dann 10 Pfennig.

Abb 4: Der Brief vom 31.5.1875 der 2. Gewichtsstufe (15 bis 30 Gramm) kostete 7 Kreuzer10

Das Einkommen des Post- und Bahnexpeditors Frieß (er erhielt jährlich 50 Gulden Expeditionsaversum und 12 Gulden Regieaversum) war entweder nicht ausreichend oder das Postaufkommen und auch die Auslastung bei der Abfertigung der täglich dreimal verkehrenden Züge in jeder Richtung war nicht sehr hoch, denn er betrieb nebenbei noch die Bahnhofsgaststätte und einen Steinbruch gleich nebenan (mit 4 Arbeitern).

Am 31. Dezember 1874 wurde im Bahnhof Unterhausen der Bahntelegraph in Betrieb genommen und die Station zur Annahme und Beförderung von Staats- und Privatdepeschen ermächtigt.11

Abb. 5: Poststempel 1885-1886

Abb. 6: Poststempel 1886-1892

Folgende Orte im Neuburger Zuständigkeitsgebiet bekamen eine eigene Postexpedition mit Zustellbereich:

1874  Unterhausen, Rohrenfeld, Klingsmoos

1878  Ehekirchen

1890  Rohrenfels

1893  Karlshuld

1897  Ludwigsmoos

Damit verkleinerte sich der Neuburger Zustellbereich erheblich.

Für ca. 1897 konnten 4 Botengänge rekonstruiert werden3:

Dienst 1:

Neuburg, Eilahof, Bittenbrunn, Laisacker, Gietlhausen, Forsthof, Bergen, Jgstetten, Attenfeld, Neuburg (Gesamt 21 km)

Dienst 2:

Neuburg, Sehensand, Doferhof, Sinning, St. Wolfgang, Kastlmühle, Stelzhof, Ergertshausen, Ballersdorf, Gnadenfeld, Neuburg (Gesamt 24 km)

Dienst 3:

Neuburg, Schleifmühle, Längenmühle, Rödenhof, Marienheim, Zell, Zitzelsheim, Rosing, Ober- u. Untermaxfeld, Hardt, Neuburg (Gesamt 24 km)

Dienst 4:

Neuburg, Hesselohe, Ried, Joshofen, Bergheim, Unterstall, Neuburg (Gesamt 17 km)

Im April 1892 meldete der Königliche Post- und Bahnexpeditor von Unterhausen Max Laun an das Königliche Oberpostamt Augsburg, dass häufig Postsendungen und sogar ganze Wagenladungen für die Baumwollspinnerei Unterhausen bei Reutlingen hierher gelangten. Er schlug deshalb vor, zur besseren Unterscheidung an Unterhausen den Zusatz „in Bayern“ anzuhängen. Der Zusatz „in Schwaben“ würde sich weniger empfehlen, weil unter Schwaben auch Württemberg verstanden werde. Entgegen seinem Rat entschied die Direction der kgl. bayer. Posten und Telegraphen in München am 28. Mai 1892, dass Unterhausen künftig den Zusatz „in Schwaben“ zu führen habe.12

Abb. 7: Poststempel 1892-1906

Im Januar 1895 sah die Einrichtung der Post- und Bahnexpedition so aus:12

Abb. 8: Bahnhof Unterhausen

Mit der Umbenennung von einer „Post- und Bahnexpedition“ zu einer „Bahnstation mit Postdienst“ im Jahre 1898 wurde der Schwerpunkt der Aufgaben hin zur Güterbeförderung dokumentiert. Die Ursache war wohl die Ausweitung des Kalkabbaues und der Kalkverarbeitung in Unterhausen.

Im Jahr 1904 war der Landzustelldienst von Neuburg aus wie folgt organisiert:13

Bezirk 1:

Hesselohe, Ried, Weinbergschlösschen, Joshofen, Unterstall, Attenfeld, Jgstetterhof, Gietlhausen, Ziegelau, Laisacker, Bittenbrunn, Eulahof

Bezirk 2:

Wasenmeister, Krauthaus, Schleifmühle, Längenmühle, Fleischnershausen, Marienheim, Rödenhof, Zell, Zietzelsheim, Saliterhaus, Klause

Bezirk 3:

Feldkirchen, Gnadenfeld, Ballersdorf, Ergertshausen, Stelzhof, Kastlmühle, Sinning, St. Wolfgang, Doferhof, Sehensand

Weil Sinning mit Stelzhof, Kastlmühle, St. Wolfgang und Doferhof entfernungsmäßig nicht mehr in das Neuburger Konzept passten, beantragte die dortige Postverwaltung im November 1904 die Abtrennung und die Verlegung zu Unterhausen. Der Sinninger Bürgermeister Reisch wehrte sich zunächst erfolgreich, weil er die Zustellzeiten nachmittags 2 ¾ Uhr als Verschlechterung gegenüber bisher 11 Uhr ansah.13

Im Februar 1905 erhielt die Postagentur Unterhausen eine öffentliche Telephonstelle, die zum Sprechverkehr mit sämtlichen bayerischen Ortstelephonnetzen zugelassen wurde.24

Wie befürchtet, hielt die Fehlleitung von Post- und Gütersendungen nach Unterhausen in Schwaben statt nach Unterhausen bei Reutlingen immer noch an. So entschied man sich am 23. März 1906 für die Bahnstation und im Mai 1906 für die Postagentur endlich für den Zusatz „in Bayern“14

Am 1. Juli 1908 wird Sinning mit Stelzhof, Kastlmühle, St. Wolfgang und Doferhof nun doch dem Postzustellbezirk Unterhausen zugeteilt.15

Abb. 9: Versand der Kassen-Einnahmen (1000 Mark) im Wertbrief nach Neuburg16

Im August 1908 musste der reguläre Poststempel zur Reparatur. Als Ersatz wurde von der Königl. Oberpostdirektion Augsburg ein Reserve-Stempel zur Verfügung gestellt, der nur wenige Tage Ende August 1908 bis zur Wiederauslieferung des eigentlichen Poststempels im Einsatz war.17

Abb. 10: Poststempel 1906-ca. 1923

Abb. 11: Reserve-Stempel

1910 ordnete die Königl. Oberpostdirektion Augsburg folgende Schalteröffnungszeiten für die K. Postagentur Unterhausen an:12

Postdienst:

an Werktagen Vorm. 8 – 12 Nachm. 2 – 7

 

an Sonn- und Feiertagen Vorm. 10 – 12 Nachm. ---

Telegrapfen- und Telephondienst:

An Werktagen Vorm. 6 – 12 Nachm. 12 – 11.30 (= 23.30 Uhr)

 

An Sonn- und Feiertagen Vorm. 6 – 12 Nachm. 12 – 11.30 (= 23.30 Uhr)

Abb. 12: Der Bahnhof etwa im Jahre1916. Rechts der Stationsvorsteher und Postagent Heilmann mit Kindern.18

Abb. 12a:  Inflationszeit 1923

Brief vom 19. Dezember aus UNTERHAUSEN BAYERN nach Traunkirchen in Österreich, frankiert mit 300 Milliarden Mark. Im Dezember 1923 konnten die Inflationsmarken im Verhältnis 1:1 Billion aufgebraucht werden. 300 Milliarden Papiermark entsprachen also 30 Rentenpfennig neuer Währung.16

Der 1. Weltkrieg, die Nöte der Nachkriegszeit, der Übergang vom Königreich Bayern zum Deutschen Reich und die Inflation brachten große Probleme mit sich. Die Abwesenheit der Männer führte zu Personalmangel, die materiellen Mängel erzwangen Notbehelfe und die Geldentwertung brachte steigende Bürokratie für die Postagentur aber auch materielle Not für das Personal und entsprechende Frustration. Mehrfach berichtete der Postagent Magel über seine Arbeitsüberlastung an seine vorgesetzte Dienststelle und im September 1923 forderte er konsequenterweise: „wäre hier eine Trennung von Bahn und Post sehr notwendig, zumal hier 1 Lokal zur Verfügung wäre u. mit 1 Kriegsinvaliden besetzt werden könnte.“12

Seine Forderung fand zunächst kein Gehör, aber ab 1926 setzte eine reichsweite Diskussion über eine geplante Postreform ein, die auch diese Trennung einschloss. Man wollte die Landzusteller zu Fuß endlich abschaffen, in allen Orten Landpoststellen einrichten und diese mit Motorkraftwagen mit der Post beliefern bzw. diese dort abholen. Weil die Landpoststellen an nicht beamtete Personen vergeben werden sollten, zweifelten viele an der Zuverlässigkeit dieser Post und die Gegenwehr war erheblich.19

Bericht vom 9. Juli 1928: „Wir beabsichtigen, in Unterhausen den Postdienst vom Eisenbahndienste zu trennen und eine Vertragspostagentur zu errichten. Wir ersuchen den Gemeinderat in ortsüblicher Weise öffentlich bekanntzugeben und für den Postagenturdienst geeignet erscheinende Bewerber binnen 10 Tagen anher vorzuschlagen.“24

Bis zum 13. August 1928 hatten sich 4 Bewerber gemeldet, darunter der Maurer Martin Kramlich aus Unterhausen, Hausnummer 13.

Abb. 13: Bahnhof um 1925 mit Kalkwerk links und Bahnhofswirtschaft rechts hinten.20

Abb. 14: Poststempel ca. 1931 bis 1956

Am 15.01.1925 berichtet das Nachrichtenblatt des Reichspostministeriums, dass in Oberhausen bei Neuburg/Donau eine gemeindliche öffentliche Sprechstelle in Betrieb genommen wurde. Die Vermittlungsstelle war Neuburg.24

Eine erneute Namensänderung erfuhr die Postagentur „Unterhausen in Bayern“ am 1. Mai 1930. Sie wurde umgetauft in „Unterhausen (Donau)“.12 Poststempel sollten nur bei erforderlichen Neuanschaffungen abgeändert werden. Dieser Fall trat aber nicht ein.

Die etwa 1930 begonnene Umsetzung der Postreform erreichte 1932 endlich auch Unterhausen: „Am 15. Januar 1932 wird in Unterhausen (Donau) der Postdienst vom Reichsbahndienst getrennt und eine Vertragspostagentur (Abrechnung PA Neuburg a.d. Donau) errichtet“.12 Herr Martin Kramlich wurde als Posthalter verpflichtet und die Poststelle in seinem Haus in Unterhausen (heute Römerweg 1) eingerichtet.

Die Postschalterstunden wurden so festgesetzt:

Montag bis Samstag

07:30 – 09:00 und 16:00 bis 17:00 Uhr

Sonntag

11:00 – 12:00 Uhr24

Die Post wurde jetzt nicht mehr mit der Bahn sondern mit einem Kraftwagen nach Unterhausen gebracht und auch dort abgeholt. Die früheren Postboten versahen wie bisher ihren Dienst, denn nach Oberhausen, Kreut, Sinning und St. Wolfgang musste weiter zugestellt werden.

Abb. 15: Unterhausen Römerweg 1 (Foto von 2007)

Das änderte sich erst ab 1939. Zum 1. April wurden alle bestehenden Postagenturen und Poststellen umbenannt und in Poststellen (I), Poststellen (II) und Poststellen (II) (Stadt) unterteilt. Poststellen (I) hatten feste Schalterstunden, Poststellen (II) waren nur eine angemessene Zeit vor und nach Abgang der Post offenzuhalten.24

Oberhausen (Poststelle seit dem 15.02.1938) und Sinning (Poststelle seit dem 01.03.1939) wurden jetzt Poststellen (II). In Oberhausen wurde sie bei Josef Burgard Hauptstraße 20 und in Sinning in der Schreinerer des Xaver Herrnberger St.-Wolfgang-Str. 14 eingerichtet. Als der zum Militär musste, führte sein Bruder Leonhard Herrnberger die Post weiter. Wegen dessen Einberufung 1940 übernahm dann Ida Eubel die Poststelle zunächst im Haus St.-Wolfgang-Str. 8 und ab 1963 in ihrem Haus Im Mösl 28.21, 22

Sie erhielt für den Poststellendienst eine jährliche Grundvergütung von 252 RM und für die Zustellung eine jährliche Pauschalvergütung von 468 RM, je in monatlichen Teilbeträgen.24 Oberhausen und Sinning wurden jetzt auch direkt mit Kraftwagen aus Neuburg mit Post beliefert. Damit verkürzten sich die Wege für die Zusteller erheblich.

Abb. 16 und 17: Landpoststellenstempel 1938/39 – ca. 1952

Abb. 18: Poststelle Sinning, heute St.-Wolfgang-Str. 8 (linkes Haus, Foto von ca. 1940)20

Abb. 19: Poststelle Oberhausen, heute Hauptstraße 20 (Ausschnitt aus einer Ansichtskarte ca. 1954)25

Das linke Haus mit dem Briefkasten neben der Tür war die Post.

Abb. 20: Poststelle Sinning Im Mösl 28 (Foto von 2007)

Nur Ende des 2. Weltkrieges wurde die Post wieder mit der Bahn angeliefert, weil für die Kraftwagen kein Benzin mehr verfügbar war. Die drei Landpoststellen mussten die tägliche Abholung am Bahnhof sicherstellen. Dabei kamen meist Leiterwagen zum Einsatz.21

Der tägliche zeitliche Aufwand für die Zustellung in Oberhausen betrug 1939 noch 3 Stunden. Durch den Bau der Wifo-Siedlung und die Aufnahme von Flüchtlingen stieg dieser Aufwand bis 1952 auf über 6 Stunden täglich. Auch in Sinning stieg der Bedarf.

Konsequenterweise wurden beide Orte am 1.4.1952 zur Postelle I höher gestuft. Etwa gleichzeitig wurden in Oberhausen und Sinning neue Stempel mit der Postleitgebietszahl 13b eingeführt.

Abb. 21 und 22: Poststempel 1952 - 1962

In Unterhausen wurde erstaunlicherweise der alte Stempel aus der Reichszeit mindestens bis 1956 benutzt. Die Jahre danach bis etwa 1963 sind noch unerforscht.

Abb. 22a: Anna Kramlich beim Zustellen ca. 195526

Im Jahre 1960 wechselte der Posthalter in Unterhausen. Eva Maria Gogl erhielt den Vertrag und das Postlokal wurde in ihrem Haus in der Latourstraße 14 untergebracht.23

Abb. 23: Unterhausen Latourstraße 14 (Foto von 2007)
Zwischen Garage und Wohnhaus war die Post

Die Einführung der vierstelligen Postleitzahlen am 3. November 1961 bedingten erneut eine Stempeländerung. Weil man mit der Herstellung der neuen Stempel nicht nachkam, wurde bei den bisherigen Stempeln die 13b aptiert und zumindest in Oberhausen bis 1963 weiter verwendet.

Abb. 24: Poststempel 1962 – 1963

Erst im Oktober 1963 standen die neuen Stempel zur Verfügung.

Abb. 25 bis 27: Poststempel 1963 - 1975

Der Jahreswechsel 1975/76 brachte einschneidende Veränderungen. Zum 31.12.1975 wurde die Post in Unterhausen wegen geringen Verkehrsaufkommens geschlossen und Oberhausen am 1.1.1976 zur Poststelle I Oberhausen 1 mit der Filiale Sinning als Annahme-Poststelle II Oberhausen 2 umgegliedert.

Abb. 28 und 29: Poststempel 1976 - 1985

Im Jahre 1985 wurde nun auch die Filiale Sinning geschlossen und Oberhausen verblieb als einzige Post für alle Ortsteile.

Abb. 30: Poststempel 1985 – 1993

Nach der Pensionierung des langjährigen Postbeamten Max Burgard verlegte die Post 1989 aus dessen Haus nach gegenüber in die Hauptstraße 33.

Abb. 31: Oberhausen Hauptstraße 33 (Foto von 2008)

Der Wechsel zur fünfstelligen Postleitzahl am 1.7.1993 führte zu erneuter Stempeländerung.

Abb. 32: Poststempel 1993 - 1996

Der Übergang von der „Deutschen Bundespost“ zur privaten „Deutschen Post AG“ erreichte Oberhausen 1996. Am 30.9. schloss das Postamt und am 1.10. eröffnete die Postagentur Smola im Lebensmittelgeschäft in der Hauptstraße 20.

Am 21.06.1999 übernahm die Postagentur Lehmann im Autohaus Kastl in der Hauptstraße 38 die Geschäfte bis zum 30.12.2004.

Abb. 33: Poststempel 1996 - 2004

Abb. 34: Oberhausen Hauptstraße 38 (Foto von 2008)

Das Jahr 2005 begann mit der Rückkehr der Post an ihren Ursprungsort Unterhausen. Am 3.1. eröffnete der Postservice Fahnenschreiber im Getränkemarkt in der Blumenstraße 1. Es blieb aber bei der Ortsbezeichnung „OBERHAUSEN“.

Abb. 35: Poststempel seit 2005

Abb. 36: Unterhausen Blumenstraße 1 (Foto von 2008)

Oberhausen im September 2010

Anhang:

Postgeschichte Unterhausen:

Post- und Bahnexpedition

16.08.1874 – 31.10.1898

 

Bahn- und Postagentur

01.11.1898 – 14.01.1932

 

Postagentur

15.01.1932 – 31.03.1939

 

Poststelle (I)

01.04.1939 – 31.12.1975

 

Postservice

03.01.2005-

Die Posthalter in Unterhausen:

Max Frieß

16.08.1874 – ca. 1883

 

Christian Thüring

ca. 1883 – 1884

 

Max Laun

1885 – 30.11.1894

 

Adjunkt Heinzelmann

1.12.1894 – 14.02.1895

 

Franz Dinnbier

15.02.1895 – 30.10.1896

 

Adjunkt Angerer

1.11.1896 – 00.02.97

 

Adjunkt Franz Spengler

00.02.1897 – 05.08.1897

 

Thomas Schauer

06.08.1897 – 17.11.1897

 

Adjunkt Franz Spengler

18.11.1897 – 31.01.1898

 

Friedrich Schaudig

01.02.1898 – ?

 

Martin Mayr

1898 – 1902

 

Theodor Eichelsdörfer

1902

 

Bergmann

29.12.1902 – 17.08.1903

 

Heilmann

31.05.1912 – 30.12.1916

 

Lorenz Magel

1917 – 1932

 

Martin Kramlich

15.01.1932 – 11.02.1950

 

Anna Moritz (seine Tochter)

12.02.1950 – 31.05.1950

 

Anna Kramlich (seine Witwe)

01.06.1950 – 30.09.1960

 

Eva Maria Gogl

01.10.1960 – 31.12.1975

 

Christa Fahnenschreiber

03.01.2005 –

Postgeschichte Oberhausen:

Poststelle

15.02.1938 – 31.03.1939

 

Poststelle (II)

01.04.1939 – 31.03.1952

 

Poststelle (I)

01.05.1952 – 31.12.1975

 

Poststelle I mit AnnPSt II

01.01.1976 – 30.09.1996

 

Postagentur

01.10.1996 – 30.12.2004

Die Posthalter in Oberhausen:

Josef Burgard

15.02.1938 – 30.04.1950

 

Max Burgard

01.05.1950 – 31.12.1988

 

Leinfelder

01.01.1989 – 30.09.1996

 

Smola

01.10.1996 – 20.06.1999

 

Ingo-Peter Lehmann

21.06.1999 – 30.12.2004

Postgeschichte Sinning:

Poststelle

01.03.1939 – 31.03.1939

 

Poststelle (II)

01.04.1939 – 31.03.1952

 

Poststelle (I)

01.04.1952 – 31.12.1975

 

Annahme-Poststelle II

01.01.1976 – 1985

Die Posthalter in Sinning:

Xaver Herrnberger

01.03.1939 - ?

 

Leonhard Herrnberger

? – 31.03.1940

 

Ida Eubel

01.04.1940 – 31.07.1968

 

Gerda Maier (Tochter v. Ida Eubel)

01.08.1968 – 1985

Anmerkungen:

  1. Peter Feuser, Werner Münzberg: Deutsche Vorphilatelie, Peter Feuser Verlag 2000, S. 571
  2. Verordnungs- und Anzeigeblatt der Königlich Bayerischen Verkehrsanstalten 1860 No 40, S. 295
  3. Staatsarchiv Augsburg, RPD Augsburg, Poststationen, Akt 536 und 537
  4. Gemeindearchiv Sinning, Rechnungen 1860/61, Beleg 55
  5. Gemeindearchiv Unterhausen, R 26 Rechnungen 1860/61
  6. Gemeindearchiv Oberhausen, R 29 Rechnungen 1860/61
  7. Verordnungs- und Anzeigeblatt der Königlich Bayerischen Verkehrsanstalten 1874 No 97, S. 475
  8. Staatsarchiv Augsburg, RPD Augsburg, Poststationen, Akt 762, Einweisungsprotokoll
  9. Verordnungs- und Anzeigeblatt der Königlich Bayerischen Verkehrsanstalten 1874 No 107, S. 516
  10. Sammlung Peter Kürbis, Baar
  11. Verordnungs- und Anzeigeblatt der Königlich Bayerischen Verkehrsanstalten 1874 No 150,S. 701
  12. Staatsarchiv Augsburg, RPD Augsburg, Poststationen, Akt 762
  13. Staatsarchiv Augsburg, RPD Augsburg, Poststationen, Akt 537
  14. Verordnungs- und Anzeigeblatt der Königlich Bayerischen Verkehrsanstalten 1906 No 18, S. 189
  15. Verkehrsministerialblatt für das Königreich Bayern. Postdienstlicher Teil, 1908, Nr 35, S. 202
  16. Sammlung Roland Holzmayr
  17. Joachim Helbig, Handbuch der bayrischen Ortsstempel 1876-1920, Band 4, S. 421
  18. Sammlung Peter Reißner, Unterhausen
  19. Staatsarchiv Augsburg, RPD Augsburg, Akt 9 und 10
  20. Sammlung Ludwig Ried, Sinning
  21. Max Burgard, Oberhausen, Erinnerungen
  22. Gerda Maier, Sinning, Erinnerungen
  23. Frau Stauber, Oberhausen, Erinnerungen
  24. Erwin Mittl: Postgeschichte des Landkreises Neuburg a. D., Band 1 bis 4, München 2007
  25. Sammlung Franz Schmid, Unterhausen
  26. Sammlung Inge Koch, Ulf Rahe Unterhausen